FUNUS Stiftung

Zwischen Tradition und Moderne

Geschichte der FUNUS Stiftung

Die FUNUS Stiftung beruht auf einem Vermögen, welches auf den Volks- Feuerbestattungsverein Halle und Umgebung zurückzuführen ist. Wie auch andere Feuerbestattungsvereine dieser Zeit setzte sich der Verein in den 1920er Jahren für eine würdige Bestattung seiner Mitglieder ein. Er ging aus dem Verein Die Volksfeuerbestattung Gross-Berlin hervor und arbeitete selbständig. Zum Zweck des Vereins hieß es in der Satzung schlicht: "Er hat die Aufgabe, bei eintretenden Todesfällen von Mitgliedern die Feuerbestattung durchzuführen."

Zunächst arbeitete der Verein mit dem Magistrat der Stadt Halle (Saale) zusammen. Dieser stellte die Särge und vollzog die Überführung der Verstorbenen. Durch die Gründung einer eigenen Sargtischlerei und Anschaffung eigener Bestattungsfahrzeuge nahm der Verein ab 1925 alle Bestattungsdienstleistungen selbst wahr.

Der Verein, der zeitweise 32.000 Mitglieder zählte, entwickelte sich zu einer einflussreichen Institution in der Stadt Halle (Saale). Die Saalestadt hatte zu jener Zeit etwa 150.000 wahlberechtigte Einwohner. Der enorme Zuspruch ist ein historisch eindrucksvolles Zeugnis für den hohen Stellenwert, den seinerzeit eine würdige Bestattung innehatte.

Obwohl viele Mitglieder des damaligen Vorstandes der SPD angehörten bzw. dieser nahe standen, war der Verein unpolitisch. Das beträchtliche Vereinsvermögen machte ihn jedoch für politische Strömungen dieser Zeit interessant. Eine Übernahme durch die KPD wurde 1932 jedoch in einer legendären Saalschlacht im Volkspark Halle verhindert.

Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers im Januar 1933 wurde der Volks-Feuerbestattungsverein Halle und Umgebung Ziel massiver Repressalien durch das NS-Regime. Zum einen wurde der sozialdemokratisch geprägte Verein mit 32.000 Mitgliedern als politisch gefährlich eingestuft, zum anderen wollten sich auch die Nazis das beträchtliche Vereinsvermögen - hierzu zählten u.a. mehrere Immobilien im Stadtgebiet -, einverleiben. Dies führte dazu, dass reihenweise Vorstands- und Vereinsmitglieder aus dem Verein gedrängt und durch regimetreue Personen ausgetauscht wurden. Am 19. Juni 1934 wurde Richard Hanf als Vertreter des Großdeutschen Verbandes der Feuerbestattungsvereine zum Vorsitzenden bestellt: Nur 5 Tage nach seiner Ernennung wurde auf einer von ihm einberufenen Generalversammlung unter Verstoß aller Formvorschriften der Anschluss an die Großdeutsche Feuerbestattung beschlossen. Mit der Auflösung des Volks-Feuerbestattungsvereins Halle und Umgebung wurde die Feuerbestattungs-bewegung in der Region Halle abrupt beendet.

Erst im August 1990 gründete sich wieder ein Feuerbestattungsverein in Halle (Saale): der Gemeinnützige Feuerbestattungsverein Halle e.V., der als Funktionsnachfolger des Volks-Feuerbestattungsvereins Halle und Umgebung anerkannt ist.

In dieser Funktion hat Heinz Knoche, der Vorsitzende des Vereins, am 17. Februar 1991 einen Antrag auf Rückübertragung von fünf Grundstücken im Stadtgebiet von Halle (Saale) gestellt, die sich nachweislich bis zum 24. Juli 1934 im Eigentum des Volks-Feuerbestattungsvereins Halle und Umgebung befanden. Geplant war, die zum Teil schon verfallenen Gebäude zu restaurieren und einer gemeinnützigen Nutzung zuzuführen. Leider erfuhr der Gemeinnützige Feuerbestattungsverein Halle e.V. bei der Umsetzung dieses Planes keine Unterstützung. Im Gegenteil: Er sah sich juristischen und wirtschaftlichen Widrigkeiten ausgesetzt, die den Vorstand ein ums andere Mal mit dem Gedanken konfrontierten, den Restitutionsantrag wieder zurück zu ziehen.

Letztlich kam es Ende 2007 - mittlerweile war ein Klageverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland vor dem Verwaltungsgericht Halle anhängig - doch noch zu einer gütlichen Einigung: Einer der Neu-Eigentümer der Grundstücke erklärte sich bereit, zur Beilegung der Angelegenheit einen Geldbetrag an den Gemeinnützigen Feuerbestattungsverein Halle e.V. zu zahlen. Angesichts der zeitlichen Verzögerungen war eine Umsetzung des ursprünglichen Vorhabens bereits im Verlauf der Auseinandersetzung nicht mehr möglich. Der Geldbetrag sollte daher für einen Zweck verwendet werden, der dem zentralen Anliegen des Volks-Feuerbestattungsvereins Halle und Umgebung entspricht.

Das hervorstechende Merkmal Vereins war und blieb bis zu seiner Zerschlagung die Sicherstellung einer menschenwürdigen Bestattung.

Sicherlich sind die damaligen sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit den heutigen Verhältnissen nicht vergleichbar und der Verein und seine Motive erscheinen auf den ersten Blick überholt. Aus der Perspektive seiner Entstehungsgeschichte ergibt sich jedoch durchaus ein aktueller Bezug. Der Verein sah die würdige Bestattung als unverzichtbaren Teil gesellschaftlicher Kultur an. In Staat und Gesellschaft ist gegenwärtig die bedenkliche Entwicklung auszumachen, dass diese Haltung fast entfremdet erscheint.

Durch die Anerkennung des Selbstverständnisses des Volks- Feuer-bestattungsvereins Halle und Umgebung kann die Bestattung wieder den Stellenwert erlangen, die ihr als Teil menschlicher Kultur zusteht. Vor diesem Hintergrund hat der Gemeinnützige Feuerbestattungsverein Halle e.V. den Geldbetrag als Grundstock für eine Stiftung zur Verfügung gestellt.

Die FUNUS Stiftung soll die Bestattung als Kernelement der Menschenwürde fördern und ihre Bedeutung stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken.

Dazu entwickelt und verwirklicht die Stiftung eigene Publikations- und Veranstaltungsformate, die sich mit dem Tod und der Bestattung auseinandersetzen.