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Vorgestellt: Trauerzeugen

Heute Morgen sprachen wir mit Daniela Bär von Trauerzeugen. Als Texterin und freie Autorin hat sie eine große Affinität zu Worten. Als ihr Großvater starb, fiel ihr auf, dass sowohl die Texte, als auch die Motive auf Trauerkarten immer gleich waren. Sie sah auf Karten, die floskelhaft versuchten, etwas auszudrücken, was man scheinbar nur floskelhaft ausdrücken kann, und auf Bildmotive, die sich seit Jahrzehnten kaum verändert haben: betende Hände, Tautropfen und Sonnenuntergänge.

"Aber so individuell Trauer ist, so vielseitig sollten doch eigentlich Trauerkarten sein", sagt die junge Frau aus der Schweiz. "Ich will niemandem absprechen, die Karten zu verschicken, die mehrheitlich in den Kartenständern liegen, aber für mich drücken die nicht aus, was ich sagen wollen würde. Als Texterin glaube ich zudem, dass jede Situation gute Texte verdient – gerade die beschissenen."

Gemeinsam mit dem Grafiker Dennis Zoller, mit dem sie in einer Kommunikations-Agentur arbeitet, hat sie sieben Sujets entwickelt, die als schlichte Schwarz-Weiß-Karten, nur Schrift auf Grund, präsentiert werden. «Cheers in Heaven», «Himmelhochschluchzend» oder «In schallender Trauer» steht auf den hochwertigen A6-Papieren. Die Resonanz auf die neue Art der Beleidbekundung ist groß. Kein Wunder, diese Karten sprengen das Floskelhafte der Kondolenz hinfort. Sie sagen, was ist, nicht, was vermeintlich gesagt werden müsste. Sie öffnen die Fassade des Immergesagten und ermöglichen, dass Licht reinkommt.

Verkauft werden die Karten unter dem Namen Trauerzeugen, ein Wort, dass Daniela eher zufällig gefunden hat, als eine Freundin sie bat, ihre Trauzeugin zu werden. "Eine Karte ist Zeugin der Trauer eines Menschen – das passt doch", sagt sie und beschreibt ihre Gedanken zum Entstehen der Karten: "Gerade wenn man am allermeisten das Richtige sagen will, fehlen oft die Worte. Weil man Angst hat, etwas falsch zu machen, oder das Gegenüber zu verletzen."

Mit den Trauerzeugen-Karten gelingt ihr etwas Besonderes: Denn auf drei Motiven geht es tatsächlich darum, dass keine Worte da sind. Auf der inzwischen meistbestellten Karte steht: «Mir fehlen die    »
Der Satz endet ohne Abschluss. Mit dem gekonnten Auslassen wird die Lücke deutlich, die ein Tod ins Leben und eben auch in die Kommunikation reißt. Das Schreiben einer Kondolenzkarte ermöglicht Kommunikation, wenn man den Mut hat, ehrliche Worte zu schicken. Und ja, es gibt manchmal nicht die richtigen Worte. Dies zu benennen ist authentischer als das Verwenden eine Floskel. Es bedarf vielleicht ein bisschen Mut – aber was ist das schon im Gegensatz zu dem, was die Trauernden ertragen müssen?